Dienstag, 18. Juni 2019

Lebenslang geschädigt durch Alkohol in der Schwangerschaft


Christiane Jurczik

In der Schwangerschaft sollten Frauen komplett auf Alkohol verzichten. Denn in diesen neun Monaten übernehmen Frauen nicht nur Verantwortung für sich selbst. Sie beeinflussen durch den Konsum von Alkohol auch die Entwicklung ihres ungeborenen Kindes.

Nimmt eine schwangere Frau Alkohol zu sich, gelangt er durch die Nabelschnur ungefiltert und direkt in den Blutkreislauf des Kindes. Innerhalb weniger Minuten haben sowohl die Mutter als auch das Ungeborene den gleichen Alkoholspiegel. Der Organismus der Mutter kann den Alkohol jedoch schneller abbauen. Daher ist der Blutalkoholspiegel des Ungeborenen sogar einige Zeit lang höher als der der Schwangeren. Da Alkohol ein Nervengift ist, was dann die im Wachstum befindlichen Nervenzellen des Kindes angreifen, sind Schädigungen vorprogrammiert.

Erwiesen sind folgende Risiken, wenn man Alkohol in der Schwangerschaft trinkt:
erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt
Fehlbildungen
zu geringes Wachstum des Kindes
zu geringes Geburtsgewicht
Mangelgeburt
Gesichtsanomalien
Störungen des zentralen Nervensystems
geistige Beeinträchtigung

Das Risiko für gesundheitliche Schäden steigt mit der Menge an getrunkenem Alkohol. Die schwerste Form der Schädigung wird als fetales Alkoholsyndrom (FAS) bezeichnet. Die betroffenen Kinder kommen mit körperlichen Missbildungen auf die Welt und entwickeln Verhaltensstörungen, die oft nicht heilbar sind.

Die schwerste Form der Schädigung durch Alkohol ist sogar ein eigenes Krankheitsbild. In Deutschland kommen jährlich bis 10.000 Kinder mit dem FAS-Syndrom zur Welt, welches durch den regelmäßigen Alkoholkonsum ihrer Mütter während der Schwangerschaft verursacht wurde. Diese sind bei der Geburt zum Teil nicht zu erkennen und machen sich erst im Laufe der Kindheit bemerkbar. Kinder, die davon betroffen sind, sind in ihrem Verhalten auffällig und weisen körperliche Entwicklungsstörungen auf.

Die Schäden, die durch Alkohol in der Schwangerschaft entstehen, sind nicht mehr rückgängig zu machen. Für Kinder mit dem fetalen Alkoholsyndrom besteht kaum eine Chance auf Heilung. Viele sind ihr gesamtes Leben lang auf Hilfe und Fürsorge angewiesen.

Fetales Alkoholsyndrom: Die Auswirkungen können ganz unterschiedlich sein. Es kommt darauf an, wie viel die Mutter getrunken hat. Mitunter kann man die Schäden auch äußerlich sehen. Die Kinder sind zu klein, die so genannte Rotzrinne zwischen Mund und Nase ist bei vielen kaum erkennbar oder die Augen weisen eine besondere Stellung auf. Noch gravierender sind jedoch die neurologischen Schäden. Alkohol ist ein Zellgift und dies geht ungefiltert durch die Plazenta. "Das Baby im Mutterleib baut Alkohol viel langsamer ab, als die Mutter. Das heißt, wenn regelmäßig ein Glas getrunken wird, ist das Kind quasi dauerhaft betrunken im Bauch der Mutter", sagt Heike Hoff-Emden, Chefärztin des Sozialpädiatrischen Zentrums in Leipzig. Sie ist Expertin auf dem Gebiet, diagnostiziert und therapiert betroffene Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

"Es müssen alle Bereiche der Gesellschaft darüber informiert sein, dass es diese Problematik gibt, nur so kann man ein Unterstützungsnetz aufbauen, das diesen Menschen hilft und eine frühe Diagnose ist dabei sehr hilfreich", sagt Heike Hoff-Emden, die Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin ist. Mit klassischer Förderung, vor allem in der Schule, Nachhilfe, Privatlehrer etc. sind die Kinder schlicht überfordert. Dann werden sie häufig als faul abgestempelt - ein Teufelskreis, der sich durch das ganze Leben ziehen könne. 

Mit Material aus www.9monate.de, www.ndr.de, www.welt.de