Belgien, als ein Land mit liberalen Gesetzen zur Sterbehilfe
und Euthanasie bekannt, steht vor einer wachsenden Debatte und Herausforderungen
angesichts eines Rekordhochs bei den Todesfällen im Zusammenhang mit diesen
Praktiken im Jahr 2024.
Seit der Legalisierung der Sterbehilfe im Jahr 2002 hat
Belgien eine stetige Zunahme bei der Anzahl der Menschen verzeichnet, die sich
für einen assistierten Tod entschieden haben. Laut den kürzlich
veröffentlichten Daten der Federal Control and Evaluation Commission for
Euthanasia (FCEE) ist die Zahl der Sterbehilfetoten von 2022 auf 2023 um
alarmierende 15 % gestiegen, was einen Rekordwert darstellt.
Während 2002 nur 24 Menschen sterbehilfebedingt starben,
erreichte diese Zahl im Jahr 2023 sprunghaft 3.423, darunter sogar ein
16-jähriges Mädchen, das kurz nach seinem Geburtstag eingeschläfert wurde. Ein
beträchtlicher Anteil dieser Fälle betrifft Personen unter 70 Jahren. Unter den
Sterbehilfetoten wurden auch 89 Menschen ausschließlich wegen psychischer
Erkrankungen wie Depressionen oder neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer
eingeschläfert. Darüber hinaus reisten 110 Personen aus dem Ausland nach
Belgien, um hier ihren Tod durch Sterbehilfe zu finden.
Trotz dieser bereits hohen Zahlen weisen Experten darauf
hin, dass die tatsächliche Anzahl der Sterbehilfetoten wahrscheinlich noch
höher ist. Das Europäische Institut für Bioethik schätzt, dass 25 bis 35 % der
Sterbehilfefälle nicht gemeldet wurden, was bedeutet, dass die tatsächliche
Zahl der Todesfälle zwischen 4.278 und 4.621 liegen könnte.
Internationale Aufmerksamkeit erregten auch einige besonders
tragische Fälle Zum Beispiel wurde Tine Nys im Jahr 2010 allein aufgrund einer
falschen Autismusdiagnose eingeschläfert. Ihre Familie kämpft seit über einem
Jahrzehnt für Gerechtigkeit und betont, dass Nys nicht autistisch war, sondern
an anderen psychischen Problemen litt und mit Selbstmordgedanken kämpfte.
Ärzte, die in ihrem Fall involviert waren, zeigten erschreckende Mängel an
Empathie und Professionalität.
In einem anderen Fall wurde eine 36-jährige Frau im Jahr
2022 mit einem Kissen erstickt, nachdem der ihr verabreichte tödliche Cocktail
nicht die erwartete Wirkung zeigte. Ein weiteres Beispiel ist eine Frau, die
allein aufgrund einer Depression sterben wollte.
Foto: Guillaume Meurice in Pexels