Montag, 4. Dezember 2023

Besorgniserregender Anstieg der Suizidzahlen in Deutschland


(DVCK e.V. - Aktion SOS LEBEN) Die Zahl der Suizide in Deutschland verzeichnet einen bedenklichen Anstieg, wie das Nationale Suizidpräventionsprogramm und die Deutsche Akademie für Suizidprävention am Mittwoch in Kassel mitteilten.

Im Jahr 2022 nahmen sich bundesweit 10.119 Menschen das Leben, was einem Anstieg um 9,8 Prozent oder 904 Fälle entspricht. Dies ist das erste Mal seit acht Jahren, dass die Zahl der Suizide wieder über 10.000 liegt, und der prozentuale Anstieg ist der stärkste innerhalb eines Jahres seit 1980. Die Daten stammen aus der Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamts. Die Kommunikationsbeauftragte des Nationalen Suizidpräventionsprogramms (NaSPro), Hannah Müller-Pein, äußerte sich besorgt über diese Entwicklung. "Noch immer sterben in Deutschland deutlich mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Mord und Totschlag, illegale Drogen und AIDS zusammen", warnte sie. 

Im Jahr 2022 unternahmen mehr als 100.000 Menschen einen Suizidversuch, und über 600.000 Menschen verloren einen nahestehenden Menschen durch Suizid. Männer machten dabei 74 Prozent derjenigen aus, die durch Suizid verstarben. Die höchsten Suizidraten wurden in Sachsen (17,2) und Sachsen-Anhalt (16,3) verzeichnet, wobei die Rate in Brandenburg und Hamburg am stärksten anstieg (jeweils um 2,4). Nur in Thüringen (minus 2,5) und im Saarland (minus 0,9) sank die Suizidrate; die niedrigsten Suizidziffern wurden in Bremen und Nordrhein-Westfalen gemessen (jeweils 9,0). Ein deutlicher Anstieg von "Corona-Suiziden" bei Menschen unter 30 Jahren ließ sich aus den vorliegenden Daten nicht ableiten. 

Der Suizid ist insgesamt zunehmend ein Phänomen des höheren Lebensalters. Das durchschnittliche Alter der Verstorbenen lag 2022 bei 60,7 Jahren, was im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um genau ein Lebensjahr bedeutet. Im Jahr 2000 betrug das Durchschnittsalter noch 53,9 Jahre. Laut Angaben entfallen 73,4 Prozent der Suizide auf die Altersgruppe über 50 Jahren. 

Die Statistik weist assistierte Suizide nicht gesondert aus, und es bleibt offen, ob der Anstieg der Suizide durch Medikamente in den Jahren 2021 und 2022 (um 427 Fälle oder 42 Prozent) in Verbindung mit den Debatten über assistierten Suizid steht. Der Geschäftsführer der Akademie, Georg Fiedler, forderte ein Register und eine zeitnahe Veröffentlichung der Todesfälle mit "der Todesursache Suizidassistenz".

Die besorgniserregende Entwicklung erfordert nach Ansicht von NaSPro-Leiter Reinhard Lindner eine umfangreiche finanzielle Förderung von präventiven Angeboten. Das Bundesgesundheitsministerium arbeitet derzeit an einer Nationalen Suizidpräventionsstrategie, wie Minister Karl Lauterbach (SPD) bestätigte.