Dienstag, 8. März 2022

Stress in der Schwangerschaft überträgt sich auf das Ungeborene

Christiane Jurczik

Da sich die werdende Mutter und ihr Baby einen Blutkreislauf teilen, bekommt auch das Ungeborene Kind Stresszustände der Mutter mit, was sich unter anderem in einer Beschleunigung des kindlichen Herzschlags auswirkt.

Nicht selten erleben Frauen in der Schwangerschaft eine Vielzahl von Gefühlen. Besonders der veränderte Hormonstoffwechsel hat einen starken Einfluss auf die werdende Mutter. Aber nicht nur das kann eine Schwangere zu erhöhtem Stress führen, auch die Unsicherheit in Bezug auf die Zukunft durch die langanhaltende Corona-Pandemie, Kriege in Nah und Fern, die gesamte wirtschaftliche Lage in Europa ist prägend für eine Schwangere und führt schneller zu Stress und Angst.

Nun ist die Psyche der Mutter in dieser Zeit prägend für das Kind. Ängste, Sorgen, Stress und depressive Phasen übertragen sich nämlich auf das Ungeborene Kind und haben auch im weiteren Leben einen starken Einfluss auf dessen Leben. Forscher fanden heraus, dass das mütterliche Stresshormon Cortisol den kleinen Organismus erreicht. Tatsächlich erreichen den Fötus bis zu zehn Prozent dieses Hormons, genug um einen beträchtlichen Einfluss auf das Kind im Bauch zu haben.

Untersuchungen konnten beispielsweise zeigen, dass Kinder von übermäßig gestressten Müttern ein schwierigeres Temperament entwickeln können: Der Säugling reagiert auf neue Reize mit mehr Unbehagen und lässt sich schwerer beruhigen. Chronischer Stress im Verlauf der Schwangerschaft kann zudem Auswirkungen auf die Entwicklung kognitiver, emotionaler und sozialer Fähigkeiten beim Baby haben und das Risiko für psychische Erkrankungen des Kindes.

"Pränataler Stress hebt beim Ungeborenen den Stresshormonspiegel dauerhaft an und beschleunigt die Hirnreifung", sagt der Neurologe Matthias Schwab, der in Jena die Arbeitsgruppe "Fetale Hirnentwicklung und Programmierung von Erkrankungen im späteren Leben" leitet. "Stress während der Schwangerschaft ist deshalb ein wesentlicher Risikofaktor für spätere Depressionen und andere Krankheiten."  Leidet die Mutter unter ständigem Stress, erhöht sich der Adrenalinspiegel, was sich auf den Stoffwechsel des Kindes auswirkt. Das kann dazu führen, dass das Baby später eher unruhig und hibbelig wird. Zudem drohen bei zu viel Stress und Hektik vorzeitige Wehen. Das Baby könnte viel zu früh auf die Welt kommen.

Chronischer Stress im Verlauf der Schwangerschaft kann zudem Auswirkungen auf die Entwicklung kognitiver, emotionaler und sozialer Fähigkeiten beim Baby haben und das Risiko für psychische Erkrankungen des Kindes, wie etwa Angststörungen oder Depressionen, erhöhen. Forscher von der niederländischen Universität Tilburg konnten nachweisen, dass mütterlicher Stress vor allem zwischen der 12. und 22. Schwangerschaftswoche die emotionale und kognitive Entwicklung des Fötus ungünstig beeinflusst und diese Effekte noch 20 Jahre später erkennbar sind.