Donnerstag, 25. Januar 2018

Ein kompetenter Arzt schildert die Entwicklung des Kindes im Mutterleib

Rezension von Cordula Mohr

Buchdaten: Neun Monate bis zur Geburt: Fakten und Bilder – Autor: Michael Kiworr. Bernardus-Verlag. 194 Seiten. Broschur. 14,80 €. ISBN: 978-3-8107-0251-7

Das handliche und schön gestaltete Buch „Neun Monate bis zur Geburt“ von Dr. med. Michael Kiworr ist außerordentlich gut, interessant und anschaulich geschrieben. Der Autor und Familienvater ist als Oberarzt einer Klinik in Baden-Württemberg tätig. 

Zu den Seiten 1 – 50:

Das Buch beginnt mit einem verständlichen Vorwort des Gynäkologen, das dem Leser verdeutlicht, warum er einen lebensbejahenden Wortschatz gewählt hat und für welche Zielgruppen  – besonders Mediziner, werdende Eltern, Schwangerschafts-Berater  –   er dieses Buch schrieb. 

Es beginnt mit der Zeit der Befruchtung und all dem, was in den ersten Tagen danach geschieht. Faszinierend, dass sich der Stoffwechsel schon verändert und bereits Hormone in den ersten Tagen nach der Empfängnis ausgestoßen werden. Somit wird dem Leser klar, ab wann eine Schwangerschaft besteht.

Zudem erklärt der Autor deutlich, warum im Jahre 1965 von Gynäkologenverbänden zunächst in den USA, dann auch hierzulande gefordert wurde, das menschliche Leben nicht mehr ab der Empfängnis, sondern erst ab dem Zeitpunkt der Nidation  – der Einnistung des bereits befruchteten Eies in die Gebärmutter –  beginnen zu lassen.

Damals begann die Verbreitung der „Pille“ bzw. einer lukrativen Verhütungsindustrie, die sich etwas einfallen lassen musste, um moralisch nicht in Misskredit gebracht zu werden, denn vor allem die gestagenbetonten Anti-Baby-Pillen verhindern als Zweitwirkung die Nidation, wirken also potentiell frühabtreibend. Bei der „Spirale“ handelt es sich sogar  –  noch schlimmer  –  um den einzigen Wirkmechanismus. (Näheres dazu in diesem Buch ab S. 48.)

In den grau gerahmten Seiten des Buches schildert der Verfasser, welche Gefahren in den jeweiligen Lebensphasen auf das ungeborene Kind einwirken können – sowohl natürliche Gefahren wie auch gewisse Bedrohungen, welche die Medizin z.B. durch Eingriffe und Manipulationen verursacht.  

Aufschlussreich ist auch der Hinweis von Dr. Kiworr, dass die PID (Pränatale Diagnostik) Analysefehler aufweisen kann  –  und somit die entsprechenden Embryonen nicht in den Mutterleib transferiert werden. Untersuchungen aus den Niederlanden zeigen neurologische (gehirnorganische) Schäden von Kindern, bei denen eine PID durchgeführt wurde.

Zu den Seiten 50 – 107:

In den grün gerahmten Seiten kann der Leser erfahren, was bei der Ernährung in der Schwangerschaft wichtig ist, besonders interessant für die werdende Mutter. Erwähnt wird auch, welche Tests sie durchführen lassen kann, um eine Infektion auszuschließen.

Interessant zu lesen ist auch der 14. – 21. Lebenstag: 3. Woche.

Das Herz schlägt und der embryonale Körper beginnt mit einer offensichtlichen Formbildung. Es gibt den Nachweis der einzigartigen Krümmung aufgrund des Neuralrohres, was nur bei einem menschlichen Embryo besteht.

Hierbei räumt der Mediziner mit den veralteten Ansichten auf, Tier und Mensch würden sich im Mutterleib eine Zeit lang in gleicher bzw. ähnlicher Weise entwickeln oder der menschliche Embryo habe zunächst Kiemen. Diese und andere Irrtümer aus vergangenen Zeiten (die vor allem der Evolutionist Haeckel vertreten hatte) werden ausgeräumt.

Hinsichtlich der folgenden Schwangerschaftswochen beschreibt der Autor die rasante Ausbildung aller Körperfunktionen. Hier beeindrucken vor allen die einmaligen Bilder des Buches: Hände, Füsse Ohr, Blutgefäße, die Geschlechtsmerkmale entwickeln sich.

Auf Seite 91 kommen erneut die grauen Seiten, also die Gefahren, ein natürliches Risiko ist z.B. die Fehlgeburt. Mangelnder Impfschutz, Medikamenteneinnahme der Mutter und vieles mehr kann hierbei ursächlich sein. Es folgen wieder einzigartig schöne Fotos aus dem Mutterleib, die zur Betrachtung einladen.

Der Zeitraum bis zur 12. Woche gehört zu den gefährlichsten im Leben des Ungeborenen, berichtet der Autor, weil sich das Kind quasi in einem rechtlich schutzlosen Raum befindet. Abtreibungen werden meist in dieser Phase durchgeführt.

Deutlich zeigt uns der Paragraphendschungel der SChKG, welche Widersprüche der Gesetzgeber in den vergangenen Jahrzehnten geschaffen hat. Besonders das Beratungssystem ist eine „Farce“ des Abtreibungs-Paragraphen. Man gewinnt den Eindruck, der Staat wollte es allen Seiten gleichzeitig recht machen, den Lebensrechtlern ebenso wie den Abtreibungsbefürwortern; jedem ist etwas zuteil geworden  –  was aber auf Kosten der Klarheit geht. 

Michael Kiworr schreibt von den Zahlen und Fristen, der eine Frau im Konfliktfall ausgesetzt ist. Er schreibt deutlich, wie wichtig eine angemessene Beratung ist. Zudem will er Mut machen zur Adoption bei schweren Konfliktsituationen. Sein Motto: Bei der Adoption darf das Kind leben!

Er geht auch auf das körperliche und emotionale Leid der ungeborenen Kinder im Tötungsfall ein. Eine Abtreibung geschieht ohne Schmerzlinderung für das betroffene Baby.

Die folgenden Lebenswochen des ungeborenen Kindes schildert Dr. Kiworr als besonders schön für Mutter und Kind. Wunderbare Bilder aus dem Mutterleib unterstreichen diese Zeit. Ich finde, auf diesen Seiten sind besonders faszinierende Fotos zu sehen.

Der Embryo wächst schnell und der Autor beschreibt detailgenau, wie sich alles weiterentwickelt. Das Kind hört bereits und schlägt gleichsam Purzelbäume im Zustand einer Art von Schwerelosigkeit.

Auf den Seiten 121 werden die Gefahren der Pränataldiagnostik erörtert. Michael Kiworr schildert einfühlsam die Sorgen und Nöte der Eltern, wenn diese ein krankes oder behindertes Kind erwarten. So manche Eltern sagen: „Hätte ich es doch vorher nicht gewusst.“

Somit gibt es  – und Dr. Kiworr bestätigt es  –  ein Recht auf Nichtwissen. 100% Sicherheit gibt es auch bei der Diagnostik nicht. Zudem kann nicht alles therapiert werden.

Er beschreibt genau die verschiedenen Untersuchungsmethoden der Pränataldiagnostik und gibt in seinem Buch Entscheidungshilfen, sich für das Lebensrecht zu entscheiden, indem er das behinderte Kind als eine Art Lebensbereicherung darstellt. 

Dr. Kiworr setzt immer wieder auf ein gutes Beratungsteam; einige Pro-Life-Beratungsstellen werden im Anhang des Buches mit Internet-Adressen angegeben; zudem bietet das Buch eine gute Literaturauswahl.

Auf den letzten Seiten schildert der Autor den Endspurt bis zur Geburt: Über-lebensfähig! Es ist bewegend zu erfahren, wie sich nun alles beim Kind für ein Leben außerhalb des Mutterleibes vorbereitet. Mit erstaunlichen Zahlen wird der Leser mitgenommen in das schnelle Wachstum. Durch die Senkwehen bekommt das Kind sozusagen den kleinen Stresstest im Mutterleib, um ein paar Wochen später das Licht der Welt zu erblicken.

Leider kann es noch zu Spätabtreibungen kommen, wenn die sogenannte „medizinische Indikation“ vorliegt (gesundheitliche bzw. seelische Schäden für Mutter und/oder Kind.) Einerseits besteht das Risiko einer Frühgeburt, andererseits die Gefahr einer furchterregenden Spätabtreibung.

Fazit: Es ist ein erfreulich informatives Buch, das die Leser auf den neusten Stand der Untersuchungsmethoden bringt; zudem zeigt es sehr eindrucksvolle Bilder und bietet lebensbejahende Aussagen von Dr. Kiworr. 

Eine kleine Kritik sei angemerkt: Obwohl der Autor anfangs deutlich über seine Wortwahl zugunsten des Lebens schreibt, musste ich feststellen, dass sich dies nicht immer konsequent im Buch fortsetzt; so heißt es z. B. auf Seite 126: „Oder aber die Eltern entscheiden sich gegen das Kind mit dieser Erkrankung, gegen die Fortführung der Schwangerschaft und brechen diese ab.“

Meiner Meinung nach sollte der Ausdruck „Abbruch“ einer Schwangerschaft grundsätzlich vermieden werden, denn dieser Begriff suggeriert dem Leser, man könne die Schwangerschaft später wieder aufnehmen; sie wird aber nicht nur „abgebrochen“, sondern endgültig beendet und das Kind getötet.

Ich wünsche dem Autor eine weite Verbreitung dieses fundierten Buches. Wir werden es gern an unseren Lebensrechts-Infoständen in Rheine bereitlegen.

Erstveröffentlichung dieser Besprechung in der Zeitschrift „Theologisches“ (Dez. 2017)